Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert das Projekt „DELIVER – Data-driven Engineering of Sustainable Living Materials“ der Universität Freiburg in ihrem Programm „CZS Wildcard“. In dem Projekt werden Wissenschaftler*innen der Freiburger Exzellenzcluster CIBSS und livMatS nachhaltige holzbasierte Werkstoffe entwickeln, deren Eigenschaften sich präzise kontrollieren lassen. Die Grundlage der Materialien bilden Mikroorganismen, die Proteine abgeben und mit ihnen Holzabfälle zu Biokompositen verbinden können. Diesen Prozess werden die Forschenden mittels optogenetischer Methoden steuern, um so Materialien mit kontrollierbaren Eigenschaften zu erhalten, die mit verschiedenen Methoden charakterisiert werden. Das Vorhaben erhält knapp 750.000 Euro über zwei Jahre. Koordiniert wird es von Prof. Dr. Wilfried Weber, Forscher in der Synthetischen Biologie imExzellenzcluster CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies der Universität Freiburg. „Wir freuen uns, dass wir mit unserem Projekt DELIVER überzeugen konnten“, sagt Weber. „Dadurch haben wir die herausragende Möglichkeit, neuartige Wege hin zu nachhaltigen Materialien zu gehen.“


Carl-Zeiss-Stiftung fördert Forschungsvorhaben der Universität Freiburg zu holzbasierten Werkstoffen
Projekt DELIVER entstehen nachhaltige Bioverbundwerkstoffe auf der Grundlage von Proteinen, die von programmierbaren Mikroorganismen im Material hergestellt werden

In dem Projekt DELIVER werden Wissenschaftler*innen nachhaltige holzbasierte Werkstoffe entwickeln, deren Eigenschaften sich präzise kontrollieren lassen. Foto: Benedikt Falkenstein/Universität Freiburg
Konzept an der Schnittstelle von Materialwissenschaften, synthetischer Biologie und maschinellem Lernen
DELIVER ist inspiriert von der Fähigkeit lebender Organismen, Materialien mit spezifischen, an die äußeren Bedingungen angepassten Eigenschaften erzeugen zu können. Die Wissenschaftler*innen werden sich diese Fähigkeit zunutze machen: Das Ziel des Vorhabens ist, holzbasierte Multimaterialsysteme zu entwerfen, deren mechanische Eigenschaften und Aussehen sich gezielt steuern lassen. „Mit unserem Konzept beschreiten wir einen völlig neuen Weg, da es an der Schnittstelle von Materialwissenschaften, synthetischer Biologie und maschinellem Lernen ansetzt“, sagt Prof. Dr. Thomas Speck, Biologe im Exzellenzcluster Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems (livMatS). Er ist zusammen mit Dr. Tom Masselter im Forschungsteam von DELIVER für die Charakterisierung der physikalischen und mechanischen Eigenschaften der Multimaterialsysteme zuständig.
Kontrollierbare Materialeigenschaften durch Optogenetik
Die Forschenden werden optogenetische Methoden einsetzen, um die Materialeigenschaften zu modulieren. Mit diesen Methoden lässt sich die Informationsverarbeitung von Zellen beeinflussen, die steuert, wie äußere Reize interpretiert und welche genetischen Programme in den Zellen aktiviert werden. „Als Reiz nutzen wir Licht bestimmter Wellenlängen, mit dem wir die Mikroorganismen lokal bestrahlen“, erklärt Weber. „Dadurch aktivieren wir genetische Schalter, die die Produktion spezifischer Proteine steuern.“ So lässt sich kontrollieren, welche Proteine die Bakterien und Hefen abgeben, die dazu genutzt werden, Holzspäne oder andere, landwirtschaftliche Abfälle zu verbinden. Die so entstehenden Biokomposite werden abschließend gebacken, um die Bakterien abzutöten.
Datenbank mit passgenauen Materialien
Durch die verschiedenen Parameter, die die Forschenden verändern können, lässt sich künftig eine Vielzahl von Materialeigenschaften erreichen. In dem Projekt wird daher eine Datenbank entstehen, die die Beziehung zwischen genetischem Programm und Materialeigenschaft verzeichnet. Zur Vorhersage neuer Materialeigenschaften und deren Optimierung werden verschiedene Methoden des maschinellen Lernens eingesetzt, ein Projektteil der im Forscherteam von Dr. Clemens Kreutz geleitet wird. Roboter werden die unterschiedlichen Materialvarianten automatisiert synthetisieren und mechanische Tests durchführen. Auf Grundlage der Datenbank wird es künftig möglich sein, gezielt Materialien mit gewünschten Eigenschaften beispielsweise für den Möbelbau zu erzeugen und zu optimieren.
CIBSS Profil von Prof. Dr. Wilfried Weber