Warum interessieren Sie sich für Pflanzen und Überschwemmungen? Ist Wassermangel nicht ein größeres Problem?
Was ist bei Ihnen Zuhause das größere Problem? Zu wenig oder zu viel Wasser? Die Wurzeln von Pflanzen ersticken oft, wenn sie zu lange zu viel Wasser ausgesetzt werden. Pflanzen brauchen Sauerstoff, genau wie wir. In den Blättern können Sie durch Photosynthese selbst Sauerstoff aus Kohlendioxid herstellen, in den Wurzeln aber nicht. Von zu wenig Wasser können sich Pflanzen erholen; von zu viel nur selten. Wenn sich das Erdreich mit Wasser füllt, kann nicht mehr genug Sauerstoff in die Wurzeln diffundieren. Die Wurzeln ersticken und sterben ab, sobald die Reserven aufgebraucht sind.
Sie erforschen, wie sich Pflanzen an Überschwemmungen erinnern. Aber was bedeutet Erinnerung bei Pflanzen?
Sinnbildlich erlaubt es den „Augen“ der Pflanzen – in diesem Fall meine ich molekulare Signalwege – geöffnet oder geschlossen zu bleiben, je nachdem wie bedrohlich bestimmte Stressoren wie Fressfeinde oder Dürre sind. Von anderen Stressoren wie Schatten oder Raupen weiß man schon, dass Pflanzen davon lernen, auf molekularer Ebene. Das wollen wir nun im Falle der Überschwemmungen nachweisen. Die Epigenetik spielt hier eine große Rolle: Umweltveränderungen können sich durch epigenetische Prozesse auf die Genexpression sogar über Generationen hinweg auswirken. Wir konnten schon zeigen, dass leichter Sauerstoffmangel junge Pflanzen abhärtet – sie überleben länger, wenn man sie zu einem späteren Zeitpunkt Dunkelheit und Sauerstoffmangel aussetzt. Die Pflanzen sind toleranter.