Mit der Massenspektrometrie kam Huesgen erstmals während seiner Doktorarbeit in Berührung. Damals untersuchte er Proteasen: Das sind Proteine, die andere Proteine spalten oder abbauen. Beide Themen – der Abbau von Proteinen und die Massenspektrometrie – ziehen sich bis heute wie ein roter Faden durch seine Projekte. Inzwischen beschäftigen sie ihn im Zusammenhang mit dem Wettrüsten zwischen Pflanzen und ihren Krankheitserregern, Erkrankungen der Niere, oder der Funktion des menschlichen Immunsystems.
„Ich kann mich schnell für viele Dinge begeistern. Das führt auf den ersten Blick zu Wildwuchs, bringt dann aber unerwartete Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Forschungsthemen ans Licht“, sagt Huesgen. Dabei muss er lachen, denn mit seinen Kooperationsprojekten in der Medizin und den Pflanzenwissenschaften schafft er einen ungewöhnlichen Spagat. Letztlich geht es für ihn aber immer um dieselben Fragen, erklärt er: „Wie funktionieren Zellen und ihre Bausteine? Wie schaffen sie es, verschiedene Signale gleichzeitig zu verarbeiten? Und wie ermöglichen Abbau und Modifikation von Proteinen den Zellen, sich an veränderte Bedingungen anzupassen?“
Interdisziplinäre Forschung an Signalen
Die molekularen Prozesse, die Huesgen mit Hilfe der Massenspektrometrie untersucht, sind für die Zelle vor allem eines: wichtige Mechanismen der Signalverarbeitung. Die Arbeit im Exzellenzcluster CIBSS, der sich der interdisziplinären Erforschung biologischer Signale widmet, ist für ihn daher ein logischer und wichtiger Schritt: „Im Grunde war ich schon immer Signalforscher“, sagt Huesgen. Besonders gespannt ist er auf die Möglichkeiten, die die Methoden der Synthetischen Biologie und Biochemie bieten, die am CIBSS entwickelt wurden. „Man kann damit sehr gezielt lokale Veränderungen erzeugen und präzise in Signalprozesse eingreifen. Durch eine Kombination mit der Massenspektrometrie hoffe ich, Antworten auf Fragen zu finden, die mich schon lange beschäftigen“, sagt Huesgen.
Die neuen Kolleg*innen sind sich sicher, dass CIBSS von Huesgens Expertise profitieren wird: „Wir sind froh, dass die Universität Freiburg mit Pitter Huesgen einen so hervorragenden und methodisch versierten Wissenschaftler gewonnen hat“, sagt auch Prof. Dr. Wolfgang Driever, Mitglied des Sprecherteams des Exzellenzclusters CIBSS. “Seine disziplinübergreifende Forschung an Proteinmodifikation und -abbau hilft uns, die dynamischen Veränderungen zellulärer Proteine besser zu verstehen. Damit trägt er zum Ziel von CIBSS bei, grundlegende Mechanismen der Signalintegration zu entschlüsseln.“
Vor seinem Wechsel nach Freiburg leitete Huesgen eine Massenspektrometrie-Arbeitsgruppe am Forschungszentrum Jülich und lehrte und forschte an der Universität Köln. Nun setzt er seine Arbeit an der Universität Freiburg fort, wo er die Nachfolge von Prof. Dr. Bettina Warscheid angetreten hat. Warscheid ist ehemaliges CIBSS-Mitglied und forscht aktuell an der Universität Würzburg. Freiburg kannte Huesgen schon vor seinem Umzug durch mehrere Kooperationsprojekte, die er jetzt weiterführt und vertieft: „Ich freue mich, jetzt dauerhaft hier zu sein“, sagt er. "Das Leben in einer Universitätsstadt hat eine Dynamik, die mir sehr gefällt. Und es gibt mir die Möglichkeit, mit vielen Studierenden im Labor zusammenzuarbeiten, die kreative Ideen einbringen und Etabliertes in Frage stellen.“