Podiumsdiskussion
Die folgende Diskussion, die von CIBSS-Mitglied Prof. Dr. Anne Classen moderiert wurde, zeigte, wie real und relevant die zuvor beschriebenen Sorgen für das Leben Einzelner sind. „Während meiner akademischen Laufbahn war ich immer in Forschungsgruppen, die offen und akzeptierend waren“, sagte Dr. George Caputa. Caputa arbeitet als Senior Editor bei der Zeitschrift Nature und identifiziert sich als nicht-binär. „Aber besonders wenn man sich größeren Gruppen anschließt, fragt man sich immer, ob es eine Person gibt, die einem feindlich gesinnt ist.“ Diese Notwendigkeit einer ständigen bewussten Entscheidungsfindung bezüglich ihrer LGBTQ+-Identität in neuen sozialen Umgebungen ist eine Erfahrung, die alle Diskussionsteilnehmer*innen teilten: „Jedes Mal fragt man sich: Soll ich mich outen?“, sagte Kyle Austin, der das IMPRS-Programm am MPI-IE koordiniert. Auch wenn der Umgang mit solchen Situationen mit der Zeit einfacher werden kann, sind sie nur eines der zusätzlichen Hindernisse und Sorgen, mit denen LGBTQ+-Wissenschaftler*innen während ihrer Karriere konfrontiert sind. Prof. Dr. Carien Niessen, wissenschaftliche Koordinatorin des CECAD an der Universität zu Köln, betonte, dass es bei diesen regelmäßigen Mikro-Coming-outs um die eigene Identität geht, nicht um Sexualität: „Es geht darum, wer man ist. Zum Beispiel die Frage ‚Wie geht es deinem Mann?‘ – wenn jemand diese Frage stellt, soll ich ihn oder sie dann korrigieren? Oder soll ich verstecken, wer ich bin?“
Die Podiumsteilnehmer*innen sagten zwar, dass sie versuchen, immer offen zu sein und selbst die Vorbilder zu sein, die sie sich selbst gewünscht hätten. Aber sie verstehen auch, dass sich nicht jede*r dazu bereit fühlt. „Insgesamt waren meine Erfahrungen positiv, aber ich habe mich erst geoutet, als ich Gruppenleiterin war“, sagte Niessen. Sie verwies in dem Zusammenhang auch auf die starke Unterstützung, die sie von ihrem privaten Netzwerk erhielt. Und Caputa fügte hinzu: „Ich musste lernen, für mich selbst einzutreten und meine eigene psychische Gesundheit in den Vordergrund zu stellen. Das ist eine lebenslange Lektion und ich hoffe, dass jüngere Wissenschaftler*innen das besser machen.“
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Weitere Ressourcen
Das CIBSS Equal Opportunity and Diversity Committee
Prof. Dr. Anne Classen: anne.classen(at)biologie.uni-freiburg.de
Dr. Peter Walentek: peter.walentek(at)medizin.uni-freiburg.de
Dengfeng Huang: dengfeng.huang(at)cibss.uni-freiburg.de