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„Wir haben unser Ziel erreicht, Verbindungen zu schaffen“

Zwei Doktorandinnen haben ein Symposium für ihren Fachbereich organisiert. Hier erzählen sie, wie es lief und was sie dabei gelernt haben.

CIBSS ist vor Kurzem durch die Ergänzung der Forschungsgruppen Barbez, Hartman und Kleine-Vehn gewachsen, die auch die pflanzenwissenschaftliche Community in Freiburg stärken. Im März haben die molekularen Pflanzenwissenschaftler*innen der Fakultät für Biologie ihr erstes Symposium veranstaltet. Das Besondere? Es wurde vollständig von zwei Doktorandinnen organisiert: Seinab Noura und Sophie Farkas hatten die Idee dazu und nahmen die Umsetzung selbst in die Hand. Nun soll das Symposium jährlich stattfinden, jedes Jahr organisiert von einer anderen Forschungsgruppe.

Im Interview mit Michal Rössler von CIBSS sprechen die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jürgen Kleine-Vehn über die Erfahrungen, die sie bei der Organisation des Symposiums gemacht haben – und ob sie das Ganze wiederholen würden.

Die beiden Doktorandinnen Seinab Noura (links) und Sophie Farkas (rechts), die das erste Symposium für die Molekularbiologie der Pflanzen an der Fakultät für Biologie organisiert haben.

Ihr habt eine ziemlich große Veranstaltung für euren Fachbereich organisiert. Könnt ihr mir mehr über das Event erzählen und warum ihr euch so dafür eingesetzt habt?

 

Seinab: Das Ziel des Symposiums für die Molekularbiologie der Pflanzen war es, die Community zusammenzubringen, vor allem die Doktorand*innen. Obwohl wir uns ständig auf den Fluren über den Weg laufen und an denselben Seminaren teilnehmen, fanden wir, dass es viel zu wenig Austausch zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Forschungsgruppen gab.

 

Sophie: Seinab und ich hatten im September an einer PhD-Konferenz in Prag teilgenommen, und wir wollten etwas Ähnliches organisieren. Unser Plan war zuerst, eine Veranstaltung nur für Doktorand*innen zu organisieren. Die Gruppenleiter*innen hatten aber auch großes Interesse, daher entschieden wir uns für eine zweitägige Veranstaltung: ein Tag nur für Doktorand*innen, ein Tag für alle Mitglieder des DOMPS.

 

Wie kann man sich das vorstellen?

 

Seinab: Am ersten Tag, der nur für Doktorand*innen war, hatten wir Diskussionsrunden mit Gästen: Gruppenmitglieder sprachen über „Elternschaft in der Wissenschaft“ und wie sie es schaffen, gleichzeitig Eltern und Wissenschaftler*innen zu sein. Eine weitere Diskussionsrunde zum Thema „Fantastische Stipendien und wo sie zu finden sind“ wurde von zwei Postdocs geleitet. Und wir hatten eine Diskussion über Labororganisation und eine darüber, wie man eine eigene Forschungsgruppe und Labor gründet.

 

Sophie: Und das war erst die erste Stunde des Programms! Wir hatten auch zwei Poster-Speed-Dating-Sitzungen. Die bestanden aus einminütigen Elevator-Pitches und vier Minuten Diskussion. Ein Wecker gab das Signal, die Poster zu wechseln – wir wollten ja diese rasante Speed-Dating-Dynamik.

 

Seinab: Der Rest des Tages bestand aus Workshops. Beim ersten ging es um den „Umgang mit häufigen Kommunikationsproblemen in der Wissenschaft“ und fand über Zoom statt. Der andere Workshop war „Selbstbewusstes Kommunizieren in der Wissenschaft“. Hierfür hatten wir zwei Doktorand*innen aus Prag eingeladen. Sie haben die Konferenz im September organisiert, die uns ursprünglich inspiriert hatte, unser Event zu veranstalten.

 

Sophie: Die Workshops waren wirklich toll. Besonders beim zweiten Workshop haben sich die Teilnehmer*innen richtig geöffnet, und wir haben unser Ziel erreicht, Verbindungen zu schaffen.

 

Seinab: Das hat das Eis zwischen allen gebrochen.

 

Sophie: Der zweite Tag war unkomplizierter. Jede Gruppe innerhalb der Abteilung präsentierte ihre Forschung und wir hatten noch eine Poster-Session. Die Keynote wurde von Cyril Zipfel aus Zürich gehalten. Zum Abschluss gab es eine große Party – von den 33 Pizzen waren am Ende nur zweieinhalb übrig.

Bei so einer Veranstaltung, vor allem mit einem derart vielfältigen und auf zwei Tage verteilen Programm, gibt es extrem viele Dinge, die man bedenken muss. Wusstet ihr, worauf ihr euch da einlasst?

 

Beide (lachend): Nein!

 

Seinab: Wir dachten, dass es schwierig wird... aber nicht so schwierig! Es erschlägt einen förmlich. Vor allem, weil wir so viel selbst organisieren mussten.

 

Hattet ihr Unterstützung?

 

Sophie: Wir hatten zwei studentische Hilfskräfte, Nicolas und Caro, die uns während der Veranstaltung geholfen haben. Sie hatten alles unter Kontrolle, während wir die Sitzungen geleitet haben. Und vor allem in der Woche vor dem Symposium haben uns alle in unserer Forschungsgruppe gefragt: „Wie kann ich euch helfen?“, wir hatten also Unterstützung von unseren Kolleg*innen. Und die Sekretärinnen, Anja und Brigitte, haben uns bei der Navigation durch die deutsche Bürokratie geholfen.

 

Seinab: Finanziell wurden wir von unseren Sponsoren unterstützt. CIBSS hat die Keynote gesponsert, die Promotionsbeauftragten der Universität das Catering. Roth und die Forschungsgruppe von Jürgen Kleine-Vehn haben die Workshops finanziert. Biozym hat die drei besten Poster prämiert und Eurofins Genomics die Schlüsselbänder gestellt.

 

Was habt ihr für euch von der Veranstaltung mitgenommen?

 

Sophie: Dass man, wenn man Unterstützung braucht, darum bitten muss. Und ich denke, das mussten und müssen wir immer noch lernen. Wir haben versucht, alles alleine zu schultern, um uns zu beweisen, dass wir das schaffen.

 

Seinab: Sophie und ich haben uns wirklich gegenseitig den Rücken gestärkt. Eine solche Veranstaltung zu organisieren ist schwierig. Aber es gibt einem die Möglichkeit, zu beweisen, wozu man in der Lage ist. Es war eine tolle Erfahrung. Und es war schön zu sehen, dass die Leute glücklich waren. Es hat uns richtig froh gemacht, zu sehen, wie alle ihre Zeit genießen.

 

Würdet ihr das Ganze noch einmal machen?

 

Sophie: Ja!

 

Seinab: Ja, auf jeden Fall! Es war zwar ein bisschen schwierig, aber die Erfahrung war es wert, und es hat uns Spaß gemacht.

 

Habt ihr schon etwas geplant?

 

Sophie: Nächstes Jahr findet das DOMPS-Symposium wieder statt – wir wollen es zu einer jährlichen Veranstaltung machen. Es ist auch schon klar, dass dann andere Gruppe übernimmt. Wir wussten schon, dass die Verantwortung im Wechsel bei den verschiedenen Forschungsgruppen des Fachbereichs liegen würde. So sind wir beide auch sicher mit der Doktorarbeit fertig, bevor unsere Gruppe wieder dran ist (lacht).

 

Seinab: Und es wird jetzt auch einfacher sein, weil viele Dinge eben schon etabliert sind. Zum Beispiel die Website, der Twitter-Account und die Verbindung zu den Sponsoren.

 

Wie viel Zeit habt ihr für die Vorbereitung der Veranstaltung gebraucht?

 

Sophie: Wir haben die Idee zum ersten Mal im November besprochen, aber die eigentliche Arbeit hat im Januar angefangen. Es waren also etwa zweieinhalb Monate. Der arbeitsintensivste Teil waren die letzten zwei Wochen. Da kam alles auf einmal. Auch, weil es sich mit dem CIBSS-Symposium überschnitten hat. Daran haben wir teilgenommen und viele Anregungen gewonnen. Wir haben beim CIBSS Symposium immer wieder Dinge entdeckt, die wir auch so machen wollten. Das war also sehr inspirierend – aber dann wurde es auch sehr stressig.

 

Wie habt ihr euch die Aufgaben aufgeteilt? Ihr habt ja sogar eine Website und einen Twitter-Account eingerichtet und einen eigenen Vortrag vorbereitet. Wie habt ihr das alles unter einen Hut bekommen?

 

Sophie: Wir haben alles zusammen gemacht. Aber wir haben auch Aufgaben aufgeteilt, so dass jede von uns die Dinge tun konnte, die sie am besten kann. Ich habe alles gemacht, was mit Informatik zu tun hatte, habe die Website erstellt und versucht, so viel wie möglich zu automatisieren.

 

Seinab: Ich habe mich um die Kommunikation mit den Workshop-Coaches, Sponsoren und Sekretärinnen gekümmert. Wir haben auch das Catering übernommen, was bedeutet, dass ich sehr früh kommen musste, um Kaffee zu kochen. Gleichzeitig mussten wir abends noch alles vor- und nachbereiten, wodurch die beiden Tage sehr lang wurden. Dazu habe ich noch einen wissenschaftlichen Vortrag gehalten und die Sitzungen geleitet. Es war anstrengend – aber zu wissen, dass wir füreinander da sind, machte es viel leichter.

 

Habt ihr noch im Labor gearbeitet?

 

Sophie: Ja, wir haben noch Zeit gefunden, im Labor zu arbeiten, mit Ausnahme der letzten zwei Wochen vor dem Symposium.

 

Seinab: Aber jetzt sind wir so froh, dass wir wieder Experimente machen können und unser normales Leben zurückhaben!

 

Und habt ihr euer Ziel erreicht, Verbindungen zu knüpfen?

 

Seinab: Ja, auf jeden Fall. Ich bin sicher, es hat etwas bewirkt. Heute haben wieder alle Doktorand*innen gemeinsam eine Kaffeepause gemacht. Das hatte einen nachhaltigen Einfluss auf unsere Abteilung.

 

Sophie: Wenn ich jetzt zum Beispiel ein Experiment machen will, weiß ich, welche Gruppe Erfahrung mit der Technik hat, und ich weiß sofort, wen ich fragen kann. Und das ist eines der Dinge, die wir erreichen wollten.

Beide Doktorandinnen arbeiten im Labor von CIBSS-Mitglied Prof. Dr. Jürgen Kleine-Vehn. Seine Forschungsgruppe erforscht Signalmechanismen in Wurzeln, mit einem Schwerpunkt auf dem Pflanzenhormon Auxin.