Von der Struktur zur Funktion: Transkription und RNA-Bearbeitung verbinden
„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die räumliche Umlenkung von TAF2 die Aktivierung oder Deaktivierung von Genen nicht direkt steuert“, erläutert Prof. Dr. Sebastian Arnold, Letztautor der Studie und Gruppenleiter am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Universität Freiburg sowie am CIBSS. „Stattdessen beeinflusst TAF2, wie Informationen auf der RNA-Ebene verarbeitet werden – eine subtilere, aber potenziell weitreichende Form der Genregulation.“
Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der räumlichen Organisation molekularer Prozesse. Anstatt ausschließlich linearen Signalwegen zu folgen, nutzen viele Regulationsmechanismen dynamische räumliche Kompartimentierung und flexible Proteinstrukturen. Die Forschung hebt zudem die wachsende Bedeutung intrinsisch ungeordneter Proteinregionen (IDRs) hervor. Einst als strukturell unbestimmt angesehen, werden diese flexiblen Sequenzen heute als Schlüsselelemente in der Bildung biomolekularer Kondensate und als wichtige Regulatoren spezifischer Funktionen erkannt. Die IDR von TAF2 enthält einen konservierten Abschnitt aus Histidin- und Lysinresten und unterstützt damit die Hypothese, dass die gezielte Lenkung in nukleäre Speckles durch Phasentrennung ein grundlegendes Prinzip in der nukleären Genregulation sein könnte.
Zwar thematisiert die aktuelle Studie keine krankheitsrelevanten Mechanismen, jedoch beeinflussten die beobachteten Spleißereignisse Gene, die an Neuroentwicklung und Membrantransport beteiligt sind. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die räumliche Dynamik von TAF2 eine weitreichendere biologische Relevanz haben könnte. Zukünftige Forschungsarbeiten könnten klären, ob dieser Regulationsmechanismus auch bei der Zellidentität, in Stressreaktionen oder bei pathologischen Prozessen eine Rolle spielt.
Originale Publikation:
Bhuiyan et al. TAF2 condensation in nuclear speckles links basal transcription factor TFIID to RNA splicing factors. Cell Reports, Vol. 44, Issue 5, 2025. DOI: 10.1016/j.celrep.2025.115616
CIBSS Profil von Prof. Dr. Sebastian Arnold
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